Umlaufsicherung

Taler, Taler, du musst wandern …

… von der einen Hand zur andern. Das alte Kinderlied bringt es auf den Punkt: Geld muss fließen, damit die Wirtschaft funktioniert. Jede gesparte Geldeinheit entzieht dem Kreislauf Wirtschaftskraft. Gehortetes Geld kann keine Waren und Dienstleistungen generieren. Die ursprüngliche Idee des Geldes war die eines reinen Tauschmittels, das den Warenaustausch vereinfacht. Schließlich schneidet man nicht gleich eine ganze Kuh an, wenn man mal ein neues Hemd benötigt.

Diese Tauschmittelfunktion übernimmt das heutige Geld allerdings nur während eines winzigen Zeitraums seiner gesamten Existenz. Die weitaus meiste Zeit verbringt es als Wertaufbewahrungsmittel, bzw., in Zeiten hemmungsloser Spekulation, als Wertsteigerungsmittel. Geld allerdings stellt keinen eigenständigen Wert dar, es ist kein Wert an sich, der Wert steckt in den Waren und Dienstleistungen, die für Geld erworben werden können.

Leider hat das herkömmliche Geld gegenüber fast allen Waren einen entscheidenden Vorteil: Es ist unbegrenzt haltbar, verursacht so gut wie keine Lagerkosten und verdirbt nicht. Es kann Marktschwankungen abwarten und entsprechend billig einkaufen, bzw. diese selbst erzeugen und künstlich Preise in die Höhe treiben.

Das Prinzip

Ziel ist also, den Tauschmittelcharakter des Geldes zu stärken, d.h. die Umlaufgeschwindigkeit zu erhöhen. Wie aber lässt man das Geld fließen? Schließlich hat der Mensch ein Sicherheitsbedürfnis und neigt dazu, es zu horten. Die Lösung ist einfach: Man macht es attraktiv, das Geld wieder auszugeben:

Beim Lindentaler fällt eine monatliche Umlaufgebühr von 5% an, d.h. 50 LT am Monatsanfang werden zu 47,50 LT am Monatsende. Würde diese Umlaufgebühr einmalig zu einem festen Termin anfallen, so käme es zu einem Konflikt zwischen Käufer und Verkäufer: Der Käufer möchte den Kauf vor dem Stichtag tätigen, um der Umlaufgebühr zu entgehen, der Verkäufer möchte aus den gleichen Gründen den Kauf auf die Zeit nach dem Stichtag verschieben. Um dieses Dilemma zu umgehen, erhebt der LT eine tägliche Umlaufgebühr von 0,00205%, was letztendlich 5% im Monat entpricht.

Diese Umlaufsicherung wird wie folgt verwendet:

  • 3% dienen der Refinanzierung, u.a. werden die monatlichen Grundeinkommen damit bestritten.
  • 2% fließen in die Förderung kultureller und sozialer Projekte. Jedes Mitglied legt selbst fest, welchem Projekt, Unternehmen oder Verein die LT zugute kommen.

Das Zeitkonto dient nicht der Erhaltung des Wirtschaftskreislaufs, sondern der Absicherung im Alter und bei Krankheit und unterliegt nicht der Umlaufsicherung.

Michael Ende: Momo

Werner Onken, Leiter der Freiwirtschaftlichen Bibliothek in Varel, schrieb 1986 eine Interpretation von Momo, die in der Zeitschrift ‚Fragen der Freiheit‘ veröffentlicht wurde. In einem Brief an Onken bestätigte Michael Ende, dass Momo das heutige Geldsystem kritisiere: „Übrigens sind Sie bis jetzt der erste, der bemerkt hat, dass die Idee des alternden Geldes im Hintergrund meines Buches Momo steht. Gerade mit diesem Gedanken von Steiner und Gesell habe ich mich in den letzten Jahren intensiver beschäftigt, da ich zu der Ansicht gelangt bin, dass unsere ganze Kulturfrage nicht gelöst werden kann, ohne dass zugleich oder vorher sogar die Geldfrage gelöst wird.“ (Wikipedia)