Warum sind beim Lindentaler Euro zulässig?

Begründung, weshalb beim Lindentaler von Anfang an auch Euro-Zahlungen zulässig sind:

Der Lindentaler war von Beginn an ein Projekt Solidarischer Ökonomie. Er ist ein komplementäres Tauschmittel, das den Euro nicht ablösen soll, sondern neue Gestaltungsmöglichkeiten von Geld aufzeigen soll und erproben will. Viele Teilnehmer brauchen Euro für ihren Lebensunterhalt oder um ihr Angebot beim Lindentaler überhaupt einbringen zu können. Deshalb sollten wir versuchen, Teilnehmer, die noch Euro brauchen, nicht dafür zu bewerten und zu kritisieren, sondern zu überlegen, ob ich von der betreffenden Person ggf. auch was in Euro kaufen kann, statt in einen x-beliebigen Supermarkt zu gehen oder unsozial und unökologisch produzierte Waren aus anderen Ländern zu kaufen.
Darüber hinaus sollte beachtet werden, dass der Lindentaler nicht in einem Umrechnungs-Verhältnis zum Euro steht. Er ist eine Zeitwährung, in der die Stunde Lebenszeit nicht weniger als 20 Lindentaler wert sein sollte. Damit soll auch eine neue Wert-Schätzung erprobt werden.
Kosten in Euro dürfen auch in Euro in Rechnung gestellt werden, wobei Arbeitszeit schon in Lindentaler verrechnet werden sollte.

1. Beispiel: Für ein Brot bezahle ich 2 Euro für Zutaten, die in Euro eingekauft werden müssen, für die Arbeitszeit gebe ich dem Produzenten je nach Zeitbedarf 10 oder 20 Lindentaler. Das heißt auch, ein Produzent, der viel Waren in kurzer Zeit herstellt, bekommt unter Umständen weniger pro Stück als jemand, der in sorgfältiger Einzelanfertigung produziert.

2. Beispiel: Ich kaufe mein Gemüse in der Solidarischen Landwirtschaft und verstehe, dass die Menschen dort noch nicht für Lindentaler produzieren können und zahle 80 Euro im Monat Beitrag für Gemüse.

3. Beispiel: Ich helfe jemandem beim Umzug und möchte für 3 Stunden Arbeitszeit 60 Lindentaler. Weil derjenige der umzog, meine Hilfe so toll fand, gibt er mir 100 Lindentaler für meine Unterstützung.

4. Beispiel: Jemand verdient genügend Euro oder braucht keine mehr und arbeitet beim Lindentaler nur für Lindentaler und stellt auch keine Euro-Kosten in Rechnung.

5. Beispiel: Herr Sowieso, denn meistens sind es Männer, redet mal wieder von Veränderung, kritisiert das Geldsystem, fordert vom Staat, den er nicht leiden mag, das BGE (Bedingungsloses Grundeinkommen). Und überhaupt schimpft er (auf Facebook) über die Menschen, die sich ja sowieso alles gefallen lassen. Deshalb mache es ja keinen Sinn, den Anfang zu machen. Beim Lindentaler hat er sich angemeldet, um zu sehen, was Andere so machen oder auch nicht. Naja so wie die Leute sind, wird es eh nichts mit solchen Projekten. Da braucht er sich gleich gar nicht zu bemühen. Aber manchmal passt es ganz gut, Anderen zu erzählen, dass er auch dabei ist.