Zinsen

Zins und Zinseszins

Die Geldschöpfung

Wie entsteht eigentlich Geld? Das druckt der Staat, oder? Zum Teil ist das richtig, das Bargeld wird tatsächlich vom Staat gedruckt, allerdings macht dieses Geld nur einen kleinen Teil der gesamten Geldmenge aus. Ein größerer Teil des Geldes entsteht heute durch Knopfdruck: Am Rechner eine Eins mit zehn Nullen eingeben, Enter drücken und zehn Milliarden Euro sind entstanden. Dieses quasi aus dem Nichts geschaffene Geld nennt sich Fiatgeld (fiat: lat. es werde). Es gibt andere Währungssysteme, bei denen der Geldmenge in Form von bspw. Gold oder Boden reale Werte gegenüberstehen. Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, sie sind aber grundsätzlich weder gut noch schlecht.

Der weitaus größte Anteil des Geldschöpfungsprozesses liegt allerdings nicht beim Staat, sondern in den Händen der Banken: Gefährlich wird es, wenn der Zins und insbesondere der Zinseszins, d.h. Zinsen auf Zinsen, ins Spiel kommt. Ein Beispiel:

Wir leihen uns von der Bank 1.000,- € zu einem Zins von 10%, nach einem Jahr hätten wir also 1.100,- € zurückzuzahlen. In dem Moment, in dem die 1.000,- € auf unserem Konto eingehen, wird die Geldmenge der Volkswirtschaft um ebendiese Summe erhöht, bei der Rückzahlung wird sie dem Wirtschaftskreislauf wieder entzogen. Auf lange Sicht ist das reine zinslose Verleihen von Geld also ein Nullsummenspiel.

Woher aber nehmen wir die Zinsen? Schließlich haben wir 1.100,- € zurückzuzahlen. Diese 100,- € müssen von Dritten kommen, in unserem Miniwirtschaftskreislauf zwischen der Bank und uns ist das Geld ja nicht vorhanden. Wir könnten jetzt unseren Nachbarn überfallen und sein Eigentum rauben oder wir handeln mit ihm, kaufen seine Rohstoffe, verarbeiten und verkaufen diese, machen Gewinne und zahlen damit unsere Zinsen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

Wachstumszwang

Um das System am Laufen zu halten, muss der Markt also ständig um neue Teilnehmer erweitert werden, ob diese nun wollen oder nicht. Früher nannte man das Imperialismus, die heutige Methode ist etwas subtiler und nennt sich Globalisierung, die Mechanismen und der zugrundeliegende Zwang sind die gleichen.

Der Zins führt zwangsläufig zu permanentem Wachstumszwang, die Staaten können gar nicht anders. Jedesmal, wenn ein Politiker von Wachstum spricht, meint er also eigentlich: „Wir müssen unsere Zinsen bezahlen.“ Ob er sich dessen bewusst ist, steht auf einem anderen Blatt. Solch ein System ist unweigerlich zum Scheitern verurteilt. Das weiß die Menschheit seit Jahrtausenden: Nicht umsonst ist der Zins in fast allen Religionen verboten.

Die zerstörerische Kraft des Zinseszinses wird durch folgendes Beispiel des englischen Moraphilosophen Richard Price aus dem Jahre 1772 deutlich: „Geld, das Zinseszinsen trägt, wächst anfangs langsam; da aber die Rate des Wachstums sich fortwährend beschleunigt, wird sie nach einiger Zeit so rasch, daß sie jeder Einbildung spottet. Ein Penny, ausgeliehen bei der Geburt unsers Erlösers auf Zinseszinsen zu 5%, würde schon jetzt zu einer größeren Summe herangewachsen sein, als enthalten wäre in 150 Millionen Erden, alle von gediegnem Gold.“

Beim Lindentaler gibt es keinen Zins, das Verleihen von LT ist natürlich erlaubt, das Nehmen von Zinsen ist verboten und führt zu sofortigem Ausschluss.